Der schwarze Mann
Zitate
Bearbeiten- "Das heutige Kinderspiel „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?“, bei dem einem Kinde die Aufgabe zufällt, die mitspielenden anderen zu fangen, scheint der Rest eines danse macabre zu sein und beweist einmal mehr, wie fest verwurzelt kulturelle Eigenarten sein können und mit welcher Unbeirrbarkeit sie tradiert werden." - Kurt Wegner, „Der Tanzlehrer: Strukturanalyse eines Berufes als Beitrag zur Soziologie des Tanzens.“, Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Köln 1962, S. 62.
- "Diese Unschuld wurde jäh vernichtet, als man in den Achtzigern anfing, Jagd auf bestimmte Begriffe zu machen. Dazu gehört auch das Spiel mit dem „schwarzen Mann“. Keiner, den ich kenne und den ich dazu befragt habe, hat bei „schwarzer Mann“ jemals an einen Afrikaner gedacht." - Christian Ankowitsch: „Alles Bonanza! Ein Album der 70er Jahre in der BRD.“ Böhlau Verlag, 2000, ISBN 978-3-4996-1173-5, S. 58.
- "Einen wie tiefen Eindruck die jahrhundertelang immer wiederkehrende Seuche auf die Seele des Volkes gemacht hat, ersieht man daran, daß das Kinderspiel »Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann«, das auf Pestzeiten zurückgeht, sich bis in unsere Zeit erhalten hat." - Edgar Rüdiger, „Kerf und Krankheit.“, in „Entomologische Rundschau.“, Ausgabe 51, Alfred Kernen Verlag, Stuttgart 1934, S. 23.
- "Im Spiel der Kinder beobachten wir eine Begeisterung, die uns oft verblüfft. Diese Begeisterung entspringt den phantasievollen Zügen des Spiels. Laufspiele verlieren schnell an Zuspruch, es sei denn, das Kind verknüpft diese Spiele mit imaginären Gegnern; es sei denn, es stellt sich die Anwesenheit des Wolfes, des Fuchses oder des schwarzen Mannes vor. Mit diesen Hilfen der Phantasie entwickelt das Kind eine erstaunliche Ausdauer."
- (Original engl.: "In the play of children we observe an enthusiasm which frequently baffles us. This enthusiasm springs from the make-believe features of play. Running games soon lag, unless the child throws into these games imaginary enemies; unless it assumes the presence of wolf or fox or the black man. With these helps from the imagination the child develops an astounding endurance." - Paul Henry Grummann (University of Nebraska), „Training in Art“, in „Indiana University Alumni Quarterly“, Volume 1, Nr. 3, Alumni Association of Indiana University, Bloomington, Juli 1914, S. 261.)
- "Im Europa genießt das Spiel den Ruf, mit den Totentänzen des Mittelalters in Verbindung zu stehen, wobei die Vorstellung vorherrschte, der „schwarze Mann“ in der Mitte repräsentiere den Gott des Todes, der seine Opfer einfängt, um sie in die Hölle zu führen. In gleicher Weise wurde das Spiel mit den alten dämonischen Kultfiguren der niederen europäischen Mythologie in Zusammenhang gebracht."
- (Original engl.: "In Europe in the Middle Ages the game is reputed to have been connected with the dances of death, the idea being that the „blackman“ in the middle represented the God of Death and would catch his victims and lead them off to hell. In the same vein, the game has been associated with the old demonic cult figures of a lower European mythology." - Brian Sutton-Smith, „The Spatial Scene“, in „The Folkgames of Children.“ The American Folklore Society, University of Texas Press, Austin and London, 1972, ISBN 0-292-72405-5, S. 502.)
- "Kinder ihrerseits ziehen nicht nur im Märchen aus, um das Fürchten zu lernen. So korrespondierte beispielsweise dem erwachsenen Schreckbild vom „schwarzen Mann“ schon lange das die Angstlust herbeirufende Fangspiel „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?“, bei dem die Kinder der Bedrohung lauthals ein trotziges „Niemand!“ entgegenrufen, um dann wegzulaufen." - Karl W. Bauer, „Freut euch und lacht! Dafür ist's gemacht.“, in Hugh Ridley, Sabine Strümper-Krobb, „Sentimente, Gefühle, Empfindungen. Zur Geschichte und Literatur des Affektiven von 1770 bis heute.“, Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2263-7, S. 104.
- "Manche Kinderlieder und besonders Kinderspiele gehen in ihrem Ursprung auf gewisse Sitten und Bräuche unserer Vorfahren zurück, wie z. B. das bekannte Lied vom schwarzen Mann von vielen als ein Überrest der Pest- und Totentänze des Mittelalters angesehen wird." - Karl Wehrhan, „Ursprung und Umwandlung, Verbreitung und Übereinstimmung der Kinderlieder und Kinderspiele.“, in „Kinderlied und Kinderspiel.“, Verlag von Wilhelm Heims, Leipzig 1909, S. 111–112.
- "Nicht blos [sic!] die heitern Frühlingsreigen ahmten die Kinder nach, sondern auch den düstern Totentanz durch ein Fangspiel, wie W. Wackernagel nachgewiesen hat. Das allbekannte Haschspiel: „Schwarzer Mann“ ist ein Nachklang jener Pest- und Totentänze. Der schwarze Mann, der einen Fliehenden nach dem andern weghascht, ist der seine Schar stets vergrößernde Tod." - Moritz Zettler, „Die Bewegungsspiele. Ihr Wesen, ihre Geschichte und ihr Betrieb.“, Verlag von Anton Pichlers Witwe & Sohn, Buchhandlung für pädagogische Literatur, Wien und Leipzig 1893, S. 215.
Weblinks
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