Diskussion:Verrücktheit
Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von SigmaB in Abschnitt Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit. - Erasmus von Rotterdam?
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit. - Erasmus von Rotterdam?
Bearbeiten"Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit." soll von Erasmus von Rotterdam sein. Konnte ich leider nicht überprüfen. --ThomW (Diskussion) 16:05, 18. Mai 2021 (CEST)
- @ThomW: Zunächst ist es ja definitiv eine Übersetzung aus dem Lateinischen und in dieser konkreten Form der Übersetzung kann ich es auch nicht in seriöser älterer Literatur finden. Allerdings ist "w:Moriae encomium", das "Lob der Torheit", ein bekanntes Werk von Erasmus. Dort finden sich definitiv Gedanken, die sich so verkürzen lassen. Allerdings gibt es zu dem "Lob der der Torheit" zwei wichtige Bemerkungen: Es ist in wesentlichen Teilen ein ironischer Text, der Kritik an den Moralvorstellungen überspitzt von "der Torheit" vortragen lässt. Außerdem werden dort selbst im Sinne dieser Ironie andere bekannte Autoren zitiert und die Zitate zum Teil in einen eigenwilligen Kontext gestellt. Als ein Beispiel sei aus Abschnitt 12 via la:s:Moriae encomium das folgende Zitat gegeben. Dir Torheit spricht also:
- Sed dicant mihi per Iouem, quæ tandem uitæ pars est, non tristis, non in infestiua, non inuenusta, non insipida, non molesta, nisi uoluptatem, id est, stultitiæ condimentum adjunxeris? Cuius rei cum satis idoneus testis esse possit, ille numquam satis laudatus Sophocles, cuius exstat pulcerrimum illud de nobis Elogium, ἐν τῶι φρονεῖν γὰρ μηδὲν ἥδιστος βίος, tamen age, rem omnem sigillatim aperiamus.
- Beim Jupiter! wer mag auftreten, und mich Lügen strafen, wann ich behaupte, daß jede Stufe des menschlichen Lebens traurig, armselig, freudelos, abgeschmackt und beschwerlich ist, wenn man ihm die Wollust, die Würze der Narrheit, entzieht? Dieses könnte jenes nie genug gepriesenen Sophokles vortreflicher Lobspruch, den er mit in folgender Sentenz macht: in der Thorheit besteht das angenehmste Leben - am besten erweisen; doch ich will die ganze Sache stückweise mit euch erörtern. (Übersetzung Wilhelm Gottlieb Becker, Basel 1780, books.google.de)
- Sed dicant mihi per Iouem, quæ tandem uitæ pars est, non tristis, non in infestiua, non inuenusta, non insipida, non molesta, nisi uoluptatem, id est, stultitiæ condimentum adjunxeris? Cuius rei cum satis idoneus testis esse possit, ille numquam satis laudatus Sophocles, cuius exstat pulcerrimum illud de nobis Elogium, ἐν τῶι φρονεῖν γὰρ μηδὲν ἥδιστος βίος, tamen age, rem omnem sigillatim aperiamus.
- Das "Zitat" könnte also aus meiner Sicht einen Gedanken oder gar eine gewisse Zusammenfassung des Werkes "Lob der Torheit" liefern. Es gilt jedoch zu beachten, dass der Text ironisch überspitzt ist. In gewissem Sinn sehe ich in dem "Zitat" sogar eher die Zusammenfassung, es ist ja das ironisch Überspitzte zum Teil durch "mit einem gewissen Grad" herausgenommen. Damit tut das Zitat in etwa das, was Erasmus im "Lob der Torheit" aus meiner Sicht auch gemacht hat, die "Torheit" nicht moralisch überheblich verdammen, sondern sie im Gegenteil (mehr oder weniger ernst gemeint) betonen ("Die höchste Form...") und dafür auch noch ein verkürztes Zitat eines bekannten Autors heranziehen.--ΣB (Diskussion) 10:06, 19. Mai 2021 (CEST)